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Buchtipp: "Wer Wind sät"

Das Buch war lange Zeit in den Spiegel Bestsellerlisten, dennoch, nochmal an dieser Stelle:
Insbesondere für die Perser klar aufgezeigt wem sie es zu verdanken haben, dass der Iran keine Demokratie ist. Der westliche Imperialismus versucht über rücksichtslose Maßnahmen Zugriff auf alle Rohstoffe zu halten. Das Buch zeigt eine historische Kette von Interventionen auf die allesamt folgenreich und verheerend waren. Hierbei zeigt sich deutlich um Demokratie ging es diesen westlichen Staaten nie, es ging immer nur um Macht, Zugriff, Herrschaft. So wurden mitten im Kalten Krieg Demokratien gestürzt und durch willfährige Diktaturen oder durch Feudalsysteme ersetzt. Die Gier war schon früh die Triebfeder. Wer meint es gäbe keine Verschwörungen auf diesem Planeten, der wird hier eines Besseren belehrt. Die Gier ist das Böse, wenn wir den althergebrachten Kampf Gut gegen Böse lokalisieren, die Gier ist das Böse, ihr Feind ist meist das Gute.
Das der westliche Imperialismus, die jahrzehntelange Bekämpfung von Demokraten, Sozialisten und Kommunisten, die damit einhergehende Unterstützung ihrer Gegner, der Religiösen, der Gierigen, der Despoten, der Herrschsüchtigen, der Traditionalisten... letztlich einen anderen alten Hegemonismus, den Islam aus dem Grabe zerrte, eine Ironie der Geschichte. Alle Länder, ob Türkei, Albanien, Kosovo, Nordafrika, der Iran, Pakistan...alle Länder wurden zwangsislamisiert, sie wurden militärisch unterworfen und die Menschen wurden zum Islam gezwungen, sie mussten zu einem großen Teil die arabische Sprache annehmen, die indigenen Sprachen wurden nur noch von religiösen oder ethnischen Minderheiten gepflegt die sich der arabischen Assimilation verweigerten. Fas alle alten semitischen Sprachen wurden vom Arabischen verdrängt.  Die antiken Großreiche können nur zu neuer kulturellen Blüte erlangen, sofern sie sich von der Hegemonialherrschaft der Araber und des Westens befreien und emanzipieren. Der "Arabische Frühling" hat ein gegenteiliges Ergebnis.
Wir müssen nicht denken, dass mit europäischen, afrikanischen, südamerikanischen Staaten anders verfahren würde, auch hierfür gibt es Beispiele. Dies ist ein schematisches Verfahren, ein systematisches Handeln. Die Politik, die staatlichen Dienste, die Presse folgen den Interessen der Gier, der Ölkonzerne und so weiter... unmäßige Gier, widerspruchslose Herrschsucht, totale Kontrolle das ist der neurotische Trieb westlicher Mächte, bei denen Deutschland meist Mitläufer, manchmal Spielball manchmal Aussen vor ist. Es gilt jedesmal an einem möglichst frühen Zeitpunkt die Propagandamaschine zu brechen, dies muss in jedem Land geschehen. In NATO Ländern wie der Türkei wird es bereits schwierig bis unmöglich, der Sturm läuft auch politisch an.
ttt
"Der fanatische Islam, der Terror, die brutale Gewalt des IS: Das ganze Desaster wäre nicht in der Welt ohne die fatalen Interventionen des Westens innerhalb der letzten 60 Jahre, sagt Lüders: "Wenn man sich die Verhältnisse in der Region, im Nahen und Mittleren Osten anschaut, Stichwort: Entstehung der Taliban, Stichwort: Entstehung des Islamischen Staates, von Al Quaida. Die Spuren führen immer in Richtung Washington, in Richtung amerikanischer Politik."
Für die Recherche zu seinem Buch ist Lüders zurückgegangen bis in die 50er Jahre. Im Iran ereignete sich der Sündenfall schlechthin, sagt er. Es war der Sturz des ersten demokratisch gewählten Regierung und ihres Premierministers Mossadegh. Der wollte die iranische Erdölindustrie verstaatlichen. 90 Prozent des in Europa gehandelten Öls  stammten damals aus dem Iran. Großbritannien sah sein Monopol auf das iranische Öl bedroht." Großbritannien verschwor sich mit den USA und  brachten  Mossadegh durch einen präzise geplanten Putsch zu Fall. Dabei war Amerika Mossadeghs großes Vorbild.
"Er war ein Bewunderer gerade der amerikanischen Demokratie", so Lüders, "namentlich von Abraham Lincoln. Das alles nützte ihm aber nichts, denn es galt als unbotmäßig, dass ein Staatschef in einem Land der Dritten Welt sich anmaß, gegen westliche Wirtschaftsinteressen politisch vorzugehen."
60 Jahre später veröffentlicht die CIA Dokumente, die belegen, wie der Sturz Mossadeghs durch Großbritannien und die USA geplant wurde. Eine Erfolg versprechende Demokratie wurde zerschlagen und gegen die Diktatur des Schahs eingetauscht. 2009 räumte Präsident Obama in Kairo die Beteiligung am Putsch ein. Der gegenwärtige Präsident der USA sagt damals in seiner Rede in Kairo: "Mitten im Kalten Krieg spielten die Vereinigten Staaten eine Rolle beim Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung."
"Ohne diesen Putsch gegen Mossadegh hätte es die Islamische Revolution im Iran 1979 nicht gegeben", sagt Michael Lüders, "und diese Revolution wiederum im Iran ist Auslöser vieler anderer Probleme, nicht zuletzt des Krieges des Iraks gegen den Iran, den Saddam Hussein entfesselt hat."
Michael Lüders "Wer den Wind sät: Was westliche Politik im Orient anrichtet"
175 Seiten, € 14,95
ISBN 978-3406677496
Verlag C.H. Beck,  Juni 2015

Quelle: ttt der ARD, der Beitrag ist dort nur noch wenige Tage online (bis 19.07.16) allerdings noch auf youtube zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=TuDgG7zXWV8
eine Besprechung:
https://www.youtube.com/watch?v=NTCi3b_7Wyk

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